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„Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“

Jesaja 11, Vers 6 (Monatsspruch Dezember)

Ein friedliches Bild tut sich vor meinen Augen auf: Tiere, die miteinander leben, ohne dass eins dem anderen an die Kehle springt. Ein Kind, das ohne Angst einen Löwen hütet. Ob das für die Raubtiere so schön ist, weiß ich nicht, aber ich hoffe es.

Das Bild bringt mich zum Träumen. Ich sehe Menschen vor mir, die sich nicht streiten über ihre unterschiedlichen Meinungen, sondern sachlich überlegen, welche Argumente überzeugender sind. Und sich dann an einen Tisch setzen, um miteinander zu essen. Ich sehe Völker vor mir, deren Machthaber Verträge aushandeln, statt zu versuchen, ihre unterschiedlichen Interessen mit Waffengewalt durchzusetzen. Niemand stirbt mehr durch Gewehrkugeln oder Bomben. Und Hunger gibt es auch nicht mehr, weil sich niemand bereichern muss und kein fehlender Regen und keine Flutkatastrophen für schlechte Ernten sorgen. Alle haben genug, niemand will mehr haben als andere. Die Menschen verstehen sich und nehmen einander wahr als verletzliche und kostbare Geschöpfe Gottes.

Manchmal steigen solche Bilder während der Nachrichten in mir auf. Wenn ich sehe, wie die Wirklichkeit ist, wünsche ich mir das Reich Gottes herbei. Eine friedliche Welt mit einem Gott, der Bosheit und Gier, Hass und Gleichgültigkeit ein Ende macht.

Gerade ist Advent. Kerzen und Wärme, schöne Musik, leckere Plätzchen. Idylle. Aber bei vielen hier die Frage, wie die warme Wohnung zu bezahlen ist, wie es weitergeht mit den persönlichen Nöten. Anderswo die Frage, wann der nächste Raketenangriff kommt, wann es etwas zu essen gibt. Mir geht es gut – aber vielen anderen nicht.

Ich sehne mich nach der Welt, die in den Bildern des Propheten aufblitzt. Diese Bilder werden uns auch am Heiligabend vor Augen gestellt – da werden die Worte des Propheten Jesaja gelesen. Was haben sie mit dem kleinen Kind zu tun, dessen Geburt im Krippenspiel im Mittelpunkt steht? Mit ihm wurde der Beginn des Reiches Gottes verbunden, in ihm war es mitten unter uns, hat es später selbst gesagt. Aber so richtig friedlich ist es doch noch nicht. Also?

Gott kommt uns in dem Kind nahe – als einer, der uns keine Angst macht, sondern um unsere Liebe wirbt. Dann müssen wir einander doch eigentlich auch keine Angst mehr machen, oder? Wenn Gott es uns vormacht? Und in dem Kind bekommt meine Hoffnung ein Gesicht, dass Gott wirklich sein Reich baut. Er meint es ernst mit seinem Versprechen, hat schon begonnen, es wahr zu machen. Und wenn viele Menschen sich an dem Kind ein Beispiel nähmen und so lebten, wie es uns das vorgemacht hat – großzügig und mit Achtung vor jedem Menschen, fröhlich und weitherzig –, dann wäre schon viel gewonnen. Ich kann es nur versuchen. Dort, wo ich lebe und arbeite. Wer weiß, vielleicht wird dann gelegentlich etwas von der Idylle sichtbar, die der Prophet beschreibt. Nicht viel, aber besser als nichts. Machen Sie mit?

Mit herzlichen Segenswünschen für die Weihnachtzeit und für das kommende Jahr grüßt Pfarrerin Ulrike Penz

 

Bild zum Monatsspruch DezemberEin friedliches Bild ist es, welches der Monatsspruch Dezember 2022 zeichnet...